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Künstliche Intelligenz vs. menschliche Inspiration: AI in der Content-Produktion

Ein Gastbeitrag von Vivien Niederjaufner

Hast du dir jemals die Frage gestellt, wie künstliche Intelligenz die Content-Produktion verändern wird?


Derzeit schreibe ich dazu meine Masterarbeit und jetzt vor dem Berufseinstieg ist es für mich besonders relevant, wie sich die Werbebranche transformieren wird. Es ist klar, dass ich in meinem zukünftigen Job sicher nicht mehr mit einem leeren Screen eine Idee in Photoshop ausarbeiten werde und auch keine vier Wochen Zeit bekomme, um eine Kampagne zu konzipieren. Die Agenturwelt wird schneller, effizienter und vielleicht sogar kreativer?


Meine Forschung legt den Fokus auf die Verwendung von künstlicher Intelligenz in der Content Produktion. Dabei beschränke ich mich auf AIGC, also auf AI Generated Content. Das sind künstliche Intelligenzen, die zum Beispiel Texte verfassen oder Bilder generieren. Wie genau und in welcher Form AIGC Anwendung in der Content Produktion findet, erklären mir die Spezialisten selbst: Ich führe Experteninterviews mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen, wie zum Beispiel Content-Producern, Geschäftsführern von Filmproduktionen und Innovationsmanagern.


Mit künstlichen Intelligenzen, wie ChatGPT, DALL-E und Midjourney können mittlerweile schnell und einfach Konzepte, Texte und Bilder generiert werden, die die Arbeit eines jeden Kreativen vereinfachen, effektiver und schneller machen. Der Computer kann den eigenen Sprachgebrauch und Schreibstil erlernen und so Blogposts, Social-Media-Beiträge und vieles mehr erstellen. Auch mit dem Launch der Adobe Photoshop AI vor wenigen Wochen wurde ein neuer Meilenstein für Creatives erreicht. Ein Prompt, ein Klick und voilà – stundenlanges Editing ist Geschichte.


Die Begeisterung für die neue Technologie ist da, doch wie verwendet man sie richtig? Hier sind die ersten Erkenntnisse, die aus meiner Forschung herausgehen:



1. Speed-up Work

Die Anwendung von AI in Unternehmen ermöglicht eine enorme Zeitersparnis. Durch das gezielte Prompten und die ständige Weiterentwicklung der Tools kann eine extreme Effektivitätssteigerung erreicht werden. Ein Konzeptvorschlag für den Kunden wird in wenigen Minuten von der künstlichen Intelligenz erstellt, muss nur kurz angepasst werden und kann präsentiert werden. Prompts schreiben muss gelernt sein, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Deshalb wird Prompt-Engineering in Zukunft eine der wichtigsten Fähigkeiten in der Content-Produktion werden.


2. Personalisierung und Targeting

Durch den Einsatz von AI können Werbungen an den Endnutzer angepasst werden. Die künstliche Intelligenz wird zukünftig Zielgruppen selbst erkennen, die perfekte Werbung erstellen und sie auch für den richtigen Endnutzer ausspielen können. So können potenzielle Kunden spezifisch angesprochen werden.


3. AI demokratisiert Kreativität

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, auch Laien Zugang zu neuen Möglichkeiten zu verschaffen. Jeder kann nun mit Hilfe von Tools seine Kreativität ausdrücken, unabhängig von Hintergrund oder Fähigkeiten. Kreativität ist die Fähigkeit etwas zu erschaffen das neuartig ist. Der erleichterte Zugang zu dieser Fähigkeit fördert Vielfalt und neue Perspektiven.


Tools wie ChatGPT werden häufig als Inspirationsgeber eingesetzt. Jedoch ist auch hier das richtige Prompten erforderlich, um der Kreativität eine Richtung zu geben. Entweder man gibt so lange Input, bis man erhält, was man möchte oder man legt selbst Hand an. Der Qualitätsanspruch der meisten Producer an den Inhalt ist sehr groß, so erfüllt ein Großteil des AIGC nicht deren Erwartungen. Es fehlt an Witz, Liebe zum Detail, Zeitgeist und menschlichem Genius.


4. „Der Bullshit, den ohnehin kein Kreativer machen will“

Künstliche Intelligenz kann Dinge erledigen, die eine gewisse Form und Tonalität erfordern, wie zum Beispiel Mailings, Briefe ans Amt und wiederkehrende Aufgaben, die keinem wirklich Spaß machen. Das sind Inhalte, die wenn wir ehrlich sind, keiner schreiben und auch keiner wirklich lesen mag. Dafür reicht laut den meisten Experten auch AIGC aus.


Doch für alles, das „truly creative“ sein soll, reicht das Remixen und Recyclen alter Werke nicht aus. Und genau das macht künstliche Intelligenz: Sie zerstückelt den Input, auf dem sie trainiert wird, in Einzelteile und kombiniert daraus etwas „Neues“. Hier stellt sich die Frage: Ist das wirklich kreativ?


5. Wir brauchen mehr Nerds, um wahrhaft kreative Exzellenz zu erreichen

Nerds sind diejenigen, die eine tiefgehende Leidenschaft für ein Gebiet haben und sich mit Hingabe und Neugier in die Arbeit stürzen. Sie verstehen Feinheiten, Nuancen und bringen eine einzigartige Denkweise mit. Mit Einsatz neuer Technologien, dem Gefühl für das gewisse Etwas und Innovation gelingt es, etwas wahrhaft Kreatives zu schaffen.



Man muss neue Wege finden, um AI anzuwenden. Künstliche Intelligenz ist da. Sie ist neu, aber wird unsere Kreativität nicht ersetzen. Der generierte Content ist derzeit nur besonders, weil es vermerkt ist, dass er mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz erstellt worden ist. Würde es nicht dabeistehen, wäre der Inhalt dann noch einprägsam genug?


AI ist zwar ein Werkzeug, das uns helfen kann, aber um Großartiges schaffen zu können, braucht es immer noch die Liebe zum Detail, Zeitgeist und menschlichen Genius.




Vivien Niederjaufner forscht derzeit in ihrer Masterarbeit zum Thema „Anwendung von AI in der Content-Produktion im digitalen Marketing“. Die 23-jährige studiert Unternehmenskommunikation an der Hochschule Fresenius in München.

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